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Untergang im 30jährigen Krieg

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts werden die Nachrichten über Sulzbach sehr spärlich. Offenbar bot die ruhige und stetige Entwicklung des Ortes, der jetzt unbestritten nur noch Saarbrücken gehörte, keinen Anlass zu schriftlicher Überlieferung; die Routineangelegenheiten der Gemeindeverwaltung wurden ja noch bis ins 18. Jahrhundert meist mündlich erledigt.

Der Dreißigjährige Krieg störte diese ruhige Entwicklung zunächst kaum, da die Saarbrücker Grafen es anfangs verstanden, sich aus der Auseinandersetzung herauszuhalten. Schon 1623 aber brach im Sulzbachtal erstmals die Pest aus, 1627/1628 litt der Ort wie die ganze Grafschaft unter den zügellosen Kratzischen Truppen, die hier einquartiert waren.

Zur endgültigen Katastrophe kam es allerdings erst 1635, nachdem Saarbrücken unvorsichtigerweise ein Bündnis mit den Schweden eingegangen war. Darauf verheerten die Kroaten des kaiserlichen Generals Gallas das Land, und in diesem Sturm ging auch das Dorf Sulzbach zugrunde. Am Ende des Jahres 1635 notierte der Saarbrücker Rentmeister Klicker, dass "auf den Dörfern (um Saarbrücken) fast niemand mehr sei, die Untertanen seien teils verstorben, teils aus dem Land entwichen, sich Hungers und der Soldateska zu erwehren". Sulzbach sei "ganz bis auf ein paar Häuser abgebrannt", es gab dort noch zwei Einwohner. Auch der Nachbarort Dudweiler war fast ganz ausgestorben. Es sollte fast ein Jahrhundert dauern, bis Sulzbach wieder neu erstand.

Über die Verhältnisse am Vorabend der Katastrophe unterrichtet ein Renovaturprotokoll, das 1686 im Auftrage der Saarbrücker Regierung erstellt wurde. Damals wurde versucht, die alten Besitzverhältnisse des Dorfes zu rekonstruieren, um eventuelle Erben der verödeten Ländereien ermitteln zu können. Die Angaben dieses Protokolls mögen nicht in allen Punkten zutreffend sein - immerhin lag ja ein halbes Jahrhundert zwischen der Zerstörung des Ortes und den Angaben der befragten Zeugen (in Dudweiler lebende Nachkommen ehemaliger Sulzbacher) -, aber die Grundzüge sind sicherlich zutreffend.

Demnach bestand der Ort vor der Zerstörung aus 24 "Vogteien" oder Höfen (vgl. Karl Ludwig Jüngst "Altes Dorf und Kirche Sulzbach"). Wie 1542 ist auch jetzt ein großer Unterschied im Vermögen der Sulzbacher Einwohner festzustellen, der von dem armen Tagelöhner Scheck bis zu dem Ackermann Hans Baum reicht, der "gute Güter in Posses gehabt" hatte. Wesentlich deutlicher als damals wird aber nun, dass Sulzbach keineswegs eine reine Bauerngemeinde war. Denn in dem kleinen Ort gibt es immerhin zwei hauptberufliche Fuhrleute, und nicht weniger als sieben andere Sulzbacher widmen sich nebenberuflich dem Fuhrbetrieb. Vermutlich sind in erster Linie Kohlen und Holz transportiert worden.

Mit dem Fuhrwesen dürfte es auch zusammenhängen, dass am Ort ein hauptberuflicher Wagner und ein Wirt genannt werden (letzterer vermutlich zur Beherbergung der anreisenden Kohlenhändler). Ansonsten ist auffallend, dass in dem Dorf nun auch ein gräflicher Förster und ein "Herrendiener" leben, wobei der Diener die Jagdhunde des Grafen zu betreuen hatte. Sulzbach war also offensichtlich ein bevorzugtes Jagdrevier der Saarbrücker Herrscher. Dass der Ort insgesamt aber auch zu Beginn des 17. Jahrhunderts keineswegs reich war, beweist die beiläufige Notiz in dem Protokoll, wonach ein Bauer mit zwei Pferden und vier Gartengrundstücken - also mit einem durchschnittlichen Besitz nach Sulzbacher Verhältnissen - ausdrücklich als "arm" bezeichnet wird. Trotz der vielen Nebenerwerbszweige war also die Grundlage des Sulzbacher Wirtschaftslebens auch zu diesem Zeitpunkt recht gering entwickelt.