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Hochwasserschutz in Sulzbach: 3D-Rechen am Lochwiesbach kurz vor Fertigstellung

In Sulzbach nähert sich ein bedeutendes Infrastrukturprojekt seinem Abschluss. Mit dem Bau eines modernen 3D-Rechen-Einlaufbauwerks am Lochwiesbach geht die Stadt einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Hochwasservorsorge. Die Maßnahme, die im Rahmen eines größeren Schutzkonzepts gegen Starkregenereignisse und Überflutungen umgesetzt wird, steht kurz vor ihrer Fertigstellung. Sie ist ein direktes Ergebnis der Erfahrungen mit extremen Wetterereignissen in den vergangenen Jahren und Ausdruck eines zunehmenden Bewusstseins für die Folgen des Klimawandels im städtischen Raum.

Das neue Einlaufbauwerk ersetzt die bisherige Anlage, die nur eindimensional ausgeführt war und den wachsenden Anforderungen bei Starkregen nicht mehr gewachsen ist. Das Besondere an der neuen Konstruktion: Der sogenannte „3D-Rechen“ ist sowohl in die Höhe als auch in die Breite gebaut, misst rund drei Meter in der Höhe und besitzt ein Rechensystem mit einer Neigung, das von allen Seiten durchströmt werden kann. Dadurch wird sichergestellt, dass auch bei hohem Wasserandrang und starkem Treibgut keine Blockaden entstehen, wie sie bei älteren Systemen oft zum Problem wurden. Durch die neue Bauweise können künftig bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden – ein deutlicher Zugewinn an hydraulischer Leistungsfähigkeit.

Das Prinzip des Rechens ist einfach, aber wirkungsvoll: Grobe Bestandteile wie Äste, Holzstämme oder Müll werden zuverlässig zurückgehalten, während das Wasser kontrolliert weitergeleitet wird – in Kanäle, Stollen oder unterirdische Rohrsysteme. Das reduziert die Gefahr, dass sich der Bach bei Starkregenereignissen aufstaut und über die Ufer tritt. Solche Situationen hatten in der Vergangenheit mehrfach zu großen Schäden geführt.

Die Planungen für die heutige Maßnahme gehen bis ins Jahr 2016 zurück. Damals hatte ein Starkregenereignis den Lochwiesbach innerhalb kürzester Zeit anschwellen lassen. Der Bach trat über die Ufer, Gebäude und Keller liefen voll, Menschen verloren ihr Hab und Gut, Straßen wurden überflutet. Die Ereignisse machten deutlich, dass das bestehende Einlaufbauwerk in seiner damaligen Form unzureichend war und geändert werden sollte.

Die sinnvolle technische Aufrüstung des Hochwasserschutzes in mehreren Teilabschnitten und unter Einbindung bzw. Abstimmung der Verantwortlichen wurde umfassend angegangen, geplant und ausgearbeitet.

Für das Teilprojekt des Rechens am Lochwiesbach erteilte das saarländische Umweltministerium im Jahr 2023 eine Förderzusage für den Bau des neuen Rechens. Die Maßnahme wird zu 70 Prozent aus Landesmitteln finanziert – bis zu einer Maximalhöhe von 134.400 Euro. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf etwa 192.000 Euro. Nach dem positiven Förderbescheid konnte die Stadt die Ausschreibung und Auftragsvergabe zügig einleiten. Die entscheidenden Weichen stellte der Stadtrat in seiner Sitzung Anfang Februar 2023.

Es folgten Maßnahmen der Landschaftspflege, umfangreiche Antragsverfahren sowie eine differenzierte fachtechnische Abstimmung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens. In enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden wurde auch der Schutz heimischer Vogelarten beachtet.

Insgesamt stellte dieses Vorhaben unter Berücksichtigung aller notwendiger Fachbehörden einen anspruchsvollen, aber notwendiger Prozess dar, um den hohen Anforderungen an Natur- und Hochwasserschutz gerecht zu werden.

Derzeit befinden sich die Bauarbeiten in der finalen Phase. Die Grundkonstruktion wurde bereits erfolgreich an den bestehenden Kanal angeschlossen. Danach sollen die Erdarbeiten vollständig abgeschlossen werden. Im Anschluss daran kann die eigentliche 3D-Rechenkonstruktion aufgesetzt werden – ein zentraler Meilenstein im Projektverlauf.

Doch das neue Einlaufbauwerk ist nur ein Teil eines umfassenderen Vorhabens: Parallel zum Rechen wird ab dem Lochwiesbachstollen in der Nähe des Solarparks ein rund 220 Meter langes, offenes Gerinne errichtet. Dieses Gerinne soll den Abfluss des Wassers zusätzlich regulieren und helfen, Engstellen zu vermeiden. Im Anschluss wird der Bachlauf bis zum Feuerwehrgerätehaus in der Straße „Im Hessenland“ verrohrt, um das Gewässer unter städtischer Bebauung hindurchzuführen. Diese Verrohrung ist ein konkreter Bestandteil der aktuellen Gesamtmaßnahme und verbessert die hydraulische Leistungsfähigkeit in einem besonders kritischen Bereich des Stadtgebiets.

Zusätzlich ist oberhalb des Stollens ein weiteres Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von rund 7.000 Kubikmetern in Planung. Dieses soll künftig helfen, große Wassermengen bereits vor dem Eintritt in das innerstädtische Kanalnetz zurückzuhalten und so den Gesamtschutz weiter zu erhöhen.

Mit der Fertigstellung des Rechens und der begleitenden Maßnahmen reagiert Sulzbach nicht nur auf die Erfahrungen der Vergangenheit, sondern stellt sich auch vorausschauend den Herausforderungen der Zukunft. Der Klimawandel bringt eine Zunahme extremer Wetterlagen mit sich – insbesondere Starkregenereignisse stellen Städte in Deutschland immer häufiger vor große Probleme. Das Projekt am Lochwiesbach ist ein Beispiel dafür, wie technische Innovationen, naturschutzgerechte Planung und politisches Durchhaltevermögen sinnvoll zusammenwirken können.